Wörter statt Waffen

Curt von Faber du Faur, bei seiner Taufe noch mit K geschrieben, wurde am 5. Juli 1890 geboren. Seine Eltern entstammten recht unterschiedlichen Welten: Der Vater ein hochrangiger Militär, so wie in der Offiziersfamilie Faber du Faur üblich. Seine Mutter hingegen gehörte zur Verlegerfamilie Cotta von Cottendorf. Diese Ambivalenz sollte seinen Lebenslauf prägen. Mit 19 Jahren trat er ins Militär ein, nicht aus Neigung, sondern väterlichem Druck und einer selbstverständlichen Tradition folgend. 1910 kam er als Fahnenjunker ins Württembergische Dragonerregiment König nach Cannstatt, wo schon der ältere Bruder Moritz diente.

Aufnahme etwa 1930

Offenbar war dies jedoch nicht seine Welt, im Sommer 1914 studierte er in München Kunstgeschichte. Eine Ambition, die vom Ausbruch des Weltkriegs rasch beendet wurde, das Militär hatte ihn wieder. Als Adjutant der Dragoner ritt Curt hoch zu Pferd in einen Krieg, der längst von Maschinen und Schützengräben regiert wurde. Er kämpfte in Frankreich und Belgien und führte schließlich 1916 als Rittmeister eine Eskadron im rumänischen Feldzug an. Für ihn endete der Krieg dort, vermutlich wegen einer Verwundung; als das Regiment Anfang 1917 nach Flandern verlegt wurde, war er nicht mehr im Dienst. Sein offizieller Abschied erfolgte erst nach Kriegsende 1919; später bezeichnete Curt seine Militärzeit als Verlust von zehn der besten Jahre seines Lebens.

Ehefrau Emma geborene Mock

Zurück in München nahm Curt sein Studium wieder auf. 1922 wechselte an die Universität Gießen, wo er 1927 als Kunsthistoriker promovierte; dieses Werk „Der Hausbuchmeister“ wurde 1921 im Gloria-Verlag publiziert. Noch während des Studiums hatte Curt seiner Liebe zu Büchern folgend in München das „Kunst- und Literaturantiquariat Karl und Faber“ gegründet. Sein Geschäftspartner war Georg Karl, ebenfalls promovierter Kunsthistoriker. Kennen gelernt hatten sie sich als Offiziere im Krieg.

1928 heiratete er Emma Mock; sie war bereits dreimal verheiratet gewesen und hatte von ihrem ersten verstorbenen Ehemann ein erhebliches Vermögen geerbt. So konnte das Paar in München ein mondänes Leben führen: Schnelle Autos, eine Schwabinger Wohnung mit Zofe, Köchin und Diener. Und eine imposante Bibliothek deutscher Barockliteratur, für die der leidenschaftliche Sammler inzwischen berühmt war. Die unbeschwerte Zeit aber währte nur kurz; als sich der Nationalsozialismus in München ausbreitete, wich das Paar 1931 nach Florenz aus. Curt zog sich aus dem operativen Geschäft zurück und wurde als Hauslehrer der Baronin von Münchhausen in Florenz tätig. Und hier fand er die Zeit und Muße, selbst zu schreiben. Es entstanden einige Theaterstücke im Stil und der Ästhetik der von ihm so geschätzten Barockliteratur:

Bücher, Bücher…: Elemente der Bücherliebeskunst. 1932 im Verlag Beck

Uffizien, 14 Gedichte. 1933 im Verlag Galleria degli Uffizi;

Das grüne Blut. 1936 im Verlag Das Werk

Abfall – dramatisches Gedicht. 1937 im Verlag Das Werk

St. Satyros. 1937 im Verlag Das Werk

1939 reiste das Paar wieder einmal per Schiff in die USA, diesmal aber nahm Curt seine Barocksammlung von 7000 Bänden mit – eine Rückkehr war nicht mehr geplant. Eingebürgert in Amerika im April 1940 fand er zunächst eine Gastlektorenstelle an der Harvard-Universität, 1944 wurde er Professor an der Yale-Universität. Seine Bibliothek ging an die Universität über, so dass bis heute eine der größten Sammlungen deutscher Barockliteratur in der amerikanischen Yale-Universität beheimatet ist.

In diesen Jahren als Professor und Kurator der germanistischen Bibliothek schrieb er das Buch „Tausend Jahre deutscher Dichtung“, 1949 im Pantheon-Verlag, und beendete schließlich, wie als Abschluss seiner Tätigkeiten, ein Standardwerk seiner Disziplin: Die 1936 begonnene Aufstellung Deutscher Barocklyrik.

Curt starb am 10.1.1966, sein Grab liegt in New Haven. Sein Nachlass wird von den Universitäten Stanford und Yale verwahrt.

Literatur:

  • Das Württembergische Dragonerregiment König im Weltkrieg. Von Generalmajor Wehl nach einem ersten Entwurf des Rittmeister a. D. von Faber du Faur
  • Das Kunst- und Literaturantiquariat Karl und Faber. Bruckner, Edda Maria; Studienabschlussarbeit LMU-München
  • Erinnerungen von Karl Hartung an Curt von Faber du Faur. Süddeutsche Zeitung.
  • Nachruf: Hermann Weigand, „In Memoriam Curt von Faber du Faur“, Monatshefte Vol. 58, No. 2, 1966.