Das zweite Familiengrab auf dem Münchner Nordfriedhof wurde von Alexander von Faber du Faur begründet, dem nach dem frühen Tod seines Bruders Eberhard ältesten Sohn Otto von Fabers. Es ist schwierig zu finden, selbst mit der Lageangabe, denn die Inschrift ist kaum noch erkennbar. Und das ist allem Anschein nach genau so gewollt und geplant.
Alexander und seine Ehefrau Clara mussten das Grab für ihren Sohn anlegen: Konrad von Faber du Faur starb im Ersten Weltkrieg am 10.12.1918 in Russland – also neun Monate nach dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk, der die Kämpfe im Osten beendet hatte. Als Leutnant der Schweren Reiter wurde der 23jährige auf einem Erkundungsritt von Banditen getötet und ausgeraubt.
Die Eltern Alexander und Clara von Faber du Faur starben 1937 und 1944. Ihr ältestes Kind, die Tochter Maria, wurde nur 57 Jahre alt, sie starb am 27.12.1950. Die letzte Bestattung erfolgte schließlich für das dritte, jüngste Kind der Familie, Vera von Faber du Faur.
Für die Grabstelle wurde bewusst das eher vergängliche Material Holz benutzt, so wie es auch Alexanders Bruder Hans gewählt hatte. Das Kreuz ist durch ein Blechdach vor der Witterung geschützt. Die Inschrift wurde weit nach unten gerückt, so dass die Namen der Toten fast am Erdboden liegen. Efeu und Wein haben sich des Kreuzes angenommen und verdecken die Schrift nahezu vollständig.
Ob Konrad wirklich hier bestattet wurde, ist unklar – nach den Unterlagen der Friedhofsverwaltung jedenfalls nicht. Eine mögliche Erklärung findet sich in Veras Unterlagen. Als hochbetagte Frau schrieb sie ihre Erinnerungen an den Bruder in einem kleinen Büchlein auf; es endet mit der Passage:
“ Auf unser Kreuz am Nordfriedhof habe ich, als letzte der Familie, nun Konrads Namen auch eingravieren lassen: Konrad in Rußland.“
Sie verfasste dies 1974, muss mithin zu jener Zeit den Namen ergänzt haben. Es spricht also einiges dafür, dass Konrad auf einer Kriegsgräberstätte liegt. Laut einem Brief des Regiments wurde er in Sumy in der Ukraine beigesetzt, der Sarg jedoch so verlötet, dass eine spätere Überführung möglich blieb. Es ist wohl nicht davon auszugehen, dass dieser Transport in die Heimat über mehr als 2000 Kilometer realisiert wurde: Die Eltern erfuhren erst zehn Tage später von Konrads Tod, sie lebten zu der Zeit in Zürich, und in Deutschland war die Revolution ausgebrochen. Falls er unwahrscheinlicherweise doch überführt wurde, wäre er wohl auf einer der damaligen Münchner Kriegsgräberstätten bestattet worden. Sämtliche dieser Soldatengräber aus München und Umgebung wurden 1965 in einer gemeinsamen Anlage am Münchner Waldfriedhof zusammengelegt.