„Oft gingen wir zusammen spazieren, von unserer Wohnung bis zum Nordfriedhof an der Stadtgrenze“, so beschreibt Maria von Faber du Faur eine glückliche Kindheitserinnerung; um 1870 muss das gewesen sein, als sie als kleines Mädchen an des Vaters Hand durch München stapfte. Gemeint war aber nicht der heutige Nordfriedhof, sondern jener an der Arcisstraße. Schwabing war viel zu weit weg, ein eigenständiger Ort außerhalb von München, mit einem eigenen Friedhof. Dieser wurde drei Jahrzehnte später zur Keimzelle von einem der vier neuen Großfriedhöfe, die die rasant wachsende Stadt dringend benötigte. Den alten Nordfriedhof gibt es noch, in der Maxvorstadt – ein nach heutigen Münchner Maßstäben winziges Areal an der Arcisstraße, ummauert, unscheinbar. Er wurde auch nicht sofort stillgelegt, sondern noch bis in den Zweiten Weltkrieg hinein für Bestattungen genutzt, dann von der Bombardierung schwer beschädigt und nach 1945 deaktiviert; beerdigt wird dort nicht mehr, einige Grabmale aber haben die Jahre überdauert.
Heute steht das Familiengrab, in welchem Otto von Faber du Faur und mehrere Angehörige ruhen, auf dem neuen Nordfriedhof. Dass der Stein schon von Anfang an dort stand, ist unwahrscheinlich. Der erste Sterbefall, den die aus Stuttgart zugezogenen Faber du Faurs in der neuen Heimat München betrauerten, war nicht der Vater Otto, sondern das älteste Kind: Eberhard starb 1895, 44 Jahre alt und Vater von vier kleinen Kindern. So ist sein Name der erste in der Reihe, der oberste.
Das Grab zog um
1895 gab es den neuen Nordfriedhof noch nicht, folglich muss das Grab im alten, in der Arcisstraße begründet worden sein. Es folgten Eberhards Eltern: Otto 1901 und sechs Jahre später Marie. 1902 heiratete Hermann, der jüngste Sohn, Martha Freiin von Podewils. Als deren Eltern starben, wurden auch sie im Familiengrab bestattet, die Mutter 1908, der Vater 1924, und 1923 Thomas Freiherr von Podewils, wahrscheinlich der Bruder.
Hermanns Frau Martha von Faber du Faur starb 1941. Der folgende Eintrag gehört zu beider Tochter Annemarie, sie starb 1957, erst 50 Jahre alt. Hermann überlebte auch seine zweite Ehefrau Elsbeth, wiewohl sie doch ein Vierteljahrhundert jünger war, ehe er 1962 folgte – im Alter von 89 Jahren.
Damit war der Stein vollgeschrieben. Für den nächsten Eintrag musste angebaut werden: Fritz Bischoff, Ehemann der drei Jahrzehnte zuvor verstorbenen Annemarie. Darunter befindet sich eine Platte mit der Inschrift: Ruhestätte der Familie W. Kuhn. Der Bezug zur Familie bleibt offen.
Der Stein wird geprägt von den Wappen der Familien Podewils und Faber du Faur. Zur Zeit des ersten Sterbefalls, 1895, lag diese Verbindung, Hermanns Heirat, noch Jahre in der Zukunft. In dieser Form stammt das Grab mithin wohl aus dem Jahr 1908.
Parkplatz „Alte Heide“
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